„It’s a kind of magic.“ „Es ist eine Art Magie.“ (Connor ‚The Highlander‘ MacLeod)
Gestatten, mein Name ist Super 8, aus dem Clan der Kodaks, geboren wurde ich 1964 in Rochester USA an den Ufern des Loch Ontario. Und ich bin unsterblich.
Nun unsterblich vielleicht nicht, aber zumindest aktuell ist das Super 8 Format ein lebender Beweis das Totgesagte doch hin und wieder länger leben als es weise Analysten und eingefleischte Marktkenner vorhersagen. Um 1980 begann das Videoformat VHS seinen Siegeszug und erste mutige Videojünger packten sich Kameras von der Größe eines kleinen Reisekoffers auf die Schulter. Diese ersten, noch schweren, Geräte waren zusätzlich durch ein fingerdickes Kabel mit einem Bleiakku gespeisten, mechanischen Rekorder verbunden, der als Gegengewicht an der verbleibenden Schulter hing. Schon zu Beginn dieser Entwicklung war den Fachleuten klar - Super 8 ist tot. Die kleine Kassette mit einer Laufzeit von 3 Filmminuten bei 18 Bilder/ Sekunde konnte einfach nicht gegen die Vorteile der Magnetaufzeichnung bestehen. 1979 besaßen ca. 14 Prozent der Haushalte in der BRD eine Super 8 Kamera und es wurden alleine nur in Westdeutschland 19 Millionen Super 8 Kassetten verdreht. Das entsprach einer Gesamtfilmlänge von ca. 285.000 Km, mehr als sieben mal um den Erdball.
Die immer besser werdende Videotechnik verdrängte das ehemalige Massenmedium Super 8 so massiv, dass ab 1985 keine neuen Geräte mehr hergestellt wurden. Die Prophezeiungen schienen sich zu Bewahrheiten. Doch die Geschichte des kleinen Cineformats war noch nicht am Ende.
1990 wurden immerhin noch ca. 1 Million Kassetten verkauft. Mitte der 90iger Jahre gesellten sich dann plötzlich junge kreative Filmkünstler und auch professionelle Filmer zu der noch verbliebenen Gruppe von Enthusiasten die Super 8 noch die Treue gehalten hatten und bescherten dem Format eine erste kleinere Renaissance. Bis zur Einstellung des legendären Kodakchrome40 im Jahr 2005 konnten so immerhin noch respektable 300.000 Kassetten pro Jahr verkauft werden.
In den letzten Jahren etablierten sich unterschiedliche Dienstleister und Anbieter, die dank des Internets weltweit vernetzt, die Versorgung für privaten und auch professionellen Anwender sicherstellen. Für fast alle Bereiche, angefangen von Konfektionierung des Filmmaterials über Filmentwicklung, Zubehör für Filmschnitt und Projektion bis hin zu Nachfertigungen und Ersatzeilversorgung für Kameras und Projektoren, finden sich Lösungen.
In Deutschland trifft sich die Szene ein Mal jährlich im pfälzischen Deidesheim. Neben einem riesigen Gebrauchtmarkt werden in dem malerischen Weinörtchen auch Geräteneuentwicklungen vorgestellt, wie zB. 2014 die erste, nach fast 30 Jahren, neu konstruierte professionelle Super 8 Kamera eines dänischen Unternehmens.
Aber was genau ist es nun, was Super8 so besonders macht, dass es bis heute fast alle gängigen Videoformate überleben konnte? Weshalb schwören Macher von aktuellen Musikvideos, Werbefilmer und besonders im angelsächsischen Raum nun auch immer mehr professionelle Hochzeitsfilmer auf den „Super 8 Look“?
Betrachtet man die Geschichte des Schmalfilms genauer, fällt auf das bereits seit Anfang der 30iger Jahre des 20. Jahrhunderts eine größere Zahl von Amateuren Zugang zu farbigem Schmalfilm hatten. Der Film auf der heimischen Leinwand war ca. 5 Jahre vor dem „großen“ Kino bereits bunt. Jeder von uns kennt die Filmaufnahmen,die Eva Braun auf dem Obersalzberg von Adolf Hitler gemacht hatte und uns so einen Eindruck vom Privatleben eines Diktators verschaffte oder die dramatischen bewegten Bilder von Präsident Kennedys Ermordung, aufgenommen von Abraham Zapruder 1963 in Dallas. Unzählige weitere bekannte Beispiele von Aufnahmen aus Privatarchiven gekrönter Häupter sowie Rock- und Filmstars ließen sich Aufzählen. Allen gemein ist eine Authentizität, die so häufig dem professionellen Filmern nicht gelingt einzufangen, da diese entweder nicht vor Ort waren, oder die Gefilmten im Bewusstsein des professionellen Auftetens in der Öffentlichkeit ihre Rolle einfach weiter gespielt haben. Das mag sicher eine Erklärung sein warum wir unterbewusst diese besonderen, etwas körnigen und manchmal verwackelten Aufnahmen mit intimen Momenten und angenehmen Erlebnissen assoziieren.
Probieren Sie es doch einfach mal selber aus. Entweder haben Sie noch eine alte Kamera irgendwo im Keller oder auf dem Dachboden. Kaufen Sie sich eine Kassette und legen Sie einfach los. Gelegenheiten einzigartige Momente bewegt fotografisch einzufangen gib es genügend, sei es die Einschulung der Kinder, die Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern oder ein Spaziergang an einem wunderschönen Herbsttag mit den liebsten. Drei Minuten sind gefühlt länger als man glaubt. Beim Betrachten der Ergebnisse werden sie sich dem Gefühl sicher nicht entziehen können. It’s a kind of magic „Es ist eine Art Magie.“.
Marwan El-Mozayen
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