#ishootfilm - ein Rückblick von Vanessa Gold

Im Januar 2017 hatte ich mein allererstes Modelshooting. Analog. Schwarz-Weiß. Und mit einer riesigen Portion Bammel. Wenn man eine super gute Freundin mit viel Erfahrung vor sich hat, macht das in der Situation nicht alles gerade viel leichter. Aber dann gab’s nur Option: Augen zu und durch.

Wie es überhaupt dazu kam? Nun, bevor ich mit dem Fotografieren anfing, stand ich selbst fast 3 Jahre vor der Kamera. Irgendwann hat es für mich aber den Reiz verloren und ich wollte was Neues. Etwas, das mich herausfordert. Bei einem Besuch in Hamburg im Juli 2016 und einem Gespräch mit einem befreundeten Fotografen später, saß ich in meiner Airbnb-Unterkunft und bestellte mir eine Canon AE1. Sie wurde mir an dem Tag als gute Einsteigerkamera empfohlen.

Im Oktober 2016 schaffte ich es das erste Mal sie zu benutzen. Von einem Mädelstrip aus Strasbourg zurück, schickte ich den Film in das heutige Labor meines Vertrauens. Doch kurze Zeit später der Schock. Der Film war leer. Was war mir da nur passiert? Der Fehler entpuppte sich recht schnell: Ich hatte den Film nicht richtig eingespult. Als Kind der 90er hatte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn gedacht, dass die Kamera das von alleine kann….Joa, weit gefehlt. Wie oft mir das dann noch passiert ist, will ich gar nicht verraten.

Es gab am Anfang viele kleine Tücken, die ich erst einmal überwinden musste. Denn analoges Fotografieren stelle sich als kleine Herausforderung raus. Aber wie ich nun mal bin, gabs für mich kein Entkommen mehr. Ich wollte das unbedingt lernen!

Mein erster „gelungener“ Film wurde dann am Geburtstag eines Familienmitglieds geboren. 100er ISO an einem sehr bedeckten Novembertag. Belichtungszeit iwas jenseits von gut und böse. Von Push und Pull hatte ich da natürlich gar keine Ahnung. Das erste Ergebnis kam dann mit einem Haufen verwackelter, aber recht gut belichteten Fotos daher. Ich war ja wirklich stolz wie Oskar, dass es überhaupt geklappt hat! Allerdings haben mir natürlich ein paar Fotografenfreunde gleich mal den Stolz genommen. An dieser Stelle: Danke euch! Konstruktive Kritik hat mich in den vergangenen Monaten total weitergebracht.

 

Weitere Filme später, stand wie zum Einstieg bereits beschrieben, meine Freundin vor mir. Es war bitter kalt. Zusätzlich diese ganze Aufregung, dass sich ein Mensch ganz bewusst die Zeit nimmt, mir die Chance zu geben weiterzukommen. Die Blende habe ich an dem Tag nicht verstellt. Mein Fokus lag darauf, halbwegs die Schärfe zu treffen (das hat sich übrigens bis heute kaum geändert^^). Mit automatischer Blende musste ich nun nur noch die Belichtung passend einstellen. Puh, was eine kleine Erleichterung. Dann kamen auch hier wenig später die Ergebnisse. Auch wenn die beiden Filme einen Emulsionsfehler hatten und natürlich nicht alles so war, wie ich es haben wollte: Das Model war super glücklich!

  

Hiermit war’s endlich geschehen. Die erste große Hürde war hinter mir. Als das Filmlabor dann auch noch gleich Fotos featuren wollte, war ich der glücklichste Mensch der Welt. Diese Serie gehört übrigens immer noch zu meinen absoluten Lieblingen! So ging es dann auch weiter. Von Shooting zu Shooting hatte ich immer mehr Selbstbewusstsein und immer mehr Erfahrung. Der Tag an dem ich die Blende auch auf manuell stellte, war ein großer Schritt für mich (Danke auch nochmal an das Model, dass mich dazu fast schon genötigt hat).

Im ersten Halbjahr von 2017 nutzte ich auch ab und an ein paar Farbfilme. Allerdings merkte ich ganz schnell, dass mein Fotografenherz Schwarz-Weiß schlägt. Somit habe ich seit Juli 2017 nie wieder Menschen farbig fotografiert. Es gibt für mich nur eine Ausnahme: Reisen. Diese fotografiere ich überwiegend farbig. Um diese ganzen Erinnerungen für mich selbst festzuhalten, habe ich jeweils von dem ersten und zweiten Halbjahr ein Fotobuch erstellt. Jede Person, die vor meiner Linse stand, ist in einem der Bücher zu sehen. Diese Tradition habe ich nun auch für 2018 fortgesetzt.

 

Im Laufe der Zeit haben immer mehr Menschen Interesse an meinen Arbeiten gefunden. Es ist für mich wirklich immer noch eine Ehre, egal wer vor meiner Kamera steht. Mein Herz schlägt bei der Fotografie für Ausstrahlung, Persönlichkeit und Echtheit. Mir sind Maße oder Likes total egal. Vielleicht ist es auch das, was meine Bilder „ausmacht“. Ich möchte den Menschen im besten Fall so einfangen, wie er wirklich ist. Das Innere sichtbar machen. Irgendwie schwer in Worte zu fassen. Dabei kam es auch oft zu Shootings, bei denen ich keine Models, sondern Fotografen porträtiert habe. Das ist für mich etwas ganz besonderes. Erstens mal, dass ich das Vertrauen des Menschen gewonnen habe, für mich die Seite zu wechseln und vor allem ihnen selbst zu zeigen, dass sie schön sind.

 

Ein anderes Projekt, dass mir sehr wichtig ist, heißt #abgeschminktschoen. Ich habe es vor ungefähr 2 Jahren mit einer Freundin ins Leben gerufen. Es geht dabei um absolut ungeschminkte Menschen und absolut keine Beautyretusche im Anschluss. Auch hier ist es immer wieder schön zu sehen, dass sich viele Menschen trotzdem trauen, auch wenn sie anfangs etwas unsicher waren. Alle Menschen sind schön, ob Model oder „Normalo“, ob geschminkt oder natura. Und genau das ist, was mich antreibt! Und ich werde so schnell nicht damit aufhören.

   

Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich die Analogfotografie total entschleunigend finde und es mich zur Ruhe kommen lässt – selbst wenn ich immer noch die Luft anhalte, wenn ich den Auslöser drücke oder während des Shootings vor lauter Konzentration kaum spreche. Es ist das besondere, das Unikat aus dem Zusammenspiel der manuellen Einstellungen, dem Model, dem Konzentrieren auf das Blinzeln, dem Geräusch des Spiegels (der übrigens immer als „cool“ bezeichnet wird) und dem Film. Es ist das Fokussieren auf das Wesentliche und nicht dem Abdrücken bis irgendwann das perfekte Foto entsteht. Meine Portraits sind meistens sehr schlicht, aber jedes Einzelne davon ist etwas Einmaliges. Das Ergebnis vieler Faktoren, die im gesamten eine Geschichte erzählen. Meine Bilder leben nicht von generierten Presets oder Farblooks, sie leben von ihrer ehrlichen Art.

Es ist schön mittlerweile zu hören, wie ich mich entwickelt habe, wie ich meinen Stil entwickelt habe und wie die Fotos zu anderen reden. Auch wenn ich mich immer noch als Anfängerin sehe, habe ich den Mut nicht verloren, an einem Tag der noch in der Zukunft liegt, zu sagen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich denke ich fange langsam an die Richtung zu finden in die ich gehen will. Wo mich die Reise hinführen wird, werde ich noch sehen.

Wenn ihr mehr über Vanessa wissen wollt, dann folgt ihr doch hier:

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Vanessa Gold